Wesensgemäße naturnahe Haltung?
NATURNAHE BIENENHALTUNG
Das Bienensterben ist in aller Munde.
Einflüsse aus der intensiven Landwirtschaft und die Varroamilbe werden hauptsächlich dafür verantwortlich gemacht.
Aber welches sind die Faktoren, die der Imker selbst zur Verbesserung der Lage beeinflussen kann?
Und wie wirken sich diese kurz- und langfristig auf den Zustand der Bienen aus
Erste Schritte
Wesensgemäße naturnahe Bienenhaltung?
Wesensgemäße naturnahe und einfache Bienenhaltung ohne Rauch, Rähmchen und Drähte ist möglich.
Wesensgemäße Bienenhaltung ist nichts Fertiges, sie ist kein Rezept oder gar eine Imkerei nach Vorschriften. Sie folgt einem undogmatischen inneren Leitbild, welches sich jeder nur selbst durch die Frage nach dem Wesen des Bienenvolkes erarbeiten kann. So bleibt wesensgemäße Bienenhaltung in Entwicklung. Ihre Grundsätze sind in verschiedenen Bienenwohnungen und Betriebsweisen realisierbar.
Auf der Suche nach einer optimalen Betriebsweise und damit auch der optimalen Beute kam ich immer mehr auf die Idee, dass ein hohler Baumstamm wohl das Ideal sein müsste. Denn das war einmal die natürliche Behausung der Bienen. Doch so ein Baumstamm ist schwer zu organisieren und irgendwie auch schwer zu beernten – oder eben nur mit vielem toten Bienen während der Ernte.
Die Imkerei und die verwendeten Bienenkästen sind vielfältig – nicht nur in Deutschland, sondern weltweit. Die Ausstattung der Kästen ist in der Regel von den technischen Möglichkeiten der Imker abhängig – weniger von den Bedürfnissen der Biene, die mit fast allen Behausungen zurecht kommt. Grundsätzlich kann man mit allen gängigen Bienenkästen von natürlich bis intensiv imkern. In der freien Natur findet man die unterschiedlichsten Abmessungen und Materialien. Vom Loch im Baum, über alte und verlassene Dächer, bis hin zu Mauerrissen, etc.
Mellifera e.V., die Vereinigung für wesensgemäße Bienenhaltung, propagiert imkerliche Betriebsweisen, bei denen nicht der maximale Honigertrag angestrebt wird, sondern das Imkern im Einklang mit den Bedürfnissen der Bienen im Vordergrund steht. Dabei beruft sich der Verein auf imkerliche Erfahrung, aktuelle naturwissenschaftliche Forschung und die anthroposophischen Lehren Rudolf Steiners.
Nach diesem Verständnis ist wesensgemäße Bienenhaltung keine Imkerei nach festen Vorschriften, sondern folgt einem undogmatischen Leitbild und kann mit verschiedenen Bienenwohnungen und Betriebsweisen realisiert werden. Dennoch werden einige Grundsätze eingehalten:
- Der Schwarmtrieb bildet die Grundlage von Völkervermehrung und Zucht.
- Auf künstliche Königinnenzucht und Ablegerbildung kann daher verzichtet werden.
- Auf großen Naturwaben entwickelt sich das Brutnest als geschlossene Einheit.
- Die Brutwaben werden als mobiler Naturwabenbau ohne Mittelwände gebaut.
- Jedes Volk hat so viel Drohnenbrut und Drohnen, wie es seinem Bedürfnis entspricht.
- Die Behandlung der Varroamilbe findet ausschließlich mit organischen Säuren statt.
- Das Winterfutter wird mit eigenem Honig und Kräutertees aufgewertet.
- Bienenwohnungen bestehen nur aus Holz und Stroh.
- Der Honig wird weder geschleudert noch zum Abfüllen erwärmt, sondern vor dem ersten Kristallisieren in Verkaufsgebinde abgefüllt.
Jede Bienenbeute und jede Imkermethode hat ihre eigenen Vor- und Nachteile, Risiken und Chancen. Man sollte diese nicht in gut oder schlecht unterscheiden. Wichtig ist aber zu verstehen, welche Eingriffe mit der Natur und welche gegen sie laufen. Welche Beuten eher der Natur und welche eher dem Imkerkomfort angepasst sind. Ein Imker muss den Nutzen und die Gefahren von widernatürlichen Eingriffen verstehen, einschätzen und verantworten können.
Der Schlüssel liegt in einem allumfassenden Gleichgewicht. Dominieren eher gezüchtete oder eher natürliche und naturnah gehaltene Bienenvölker seine Region? Wie steht es in seiner Region mit der Bienendichte? Verdrängen seine Honigbienen allenfalls sogar Wildbienen in der Umgebung? Kann er seine Honigimkerei parallel mit natürlichen oder naturnah betriebenen Völkern aufwerten und einen ökologischen Beitrag für die Arterhaltung liefern?
- Wenn Sie ganz unkonventionell ein Bienenvolk halten möchten, das für die Bestäubung in ihrem Hausgarten sorgt und nebenbei Honig für den Eigenbedarf liefert, und dabei möglichst wenig Kosten anfallen?
- Sie außerdem nur gelegentlich Zeit haben und sich auch keine Spezialkenntnisse in Sachen Imkerei aneignen wollen?
- Sie kaum Lagerplatz in Keller oder Garage für die Beuten haben?
- Dann ist das Imkern mit den Oberträgerbeuten z.B. (Top-bar-hive) das Richtige für Sie.
Ein schönes Beispiel für eine einfache Bienenhaltung ist die „Top-Bar-Hive“ (TBH), auch als Oberträgerbeute bezeichnet. Diese Beute wird in der afrikanischen Imkerei verwendet und besteht aus einem Holztrog mit schrägzulaufenden Seitenwänden. Die TBH wird mit einem abnehmbaren Deckel geschlossen und kann als Schutz vor Räubern (z.B. Honigdachs) in Bäumen aufgehängt werden. Die Bienen bauen ihre Waben an Leisten, die einfach auf den oberen Rand der TBH gelegt werden. Die schrägen Wände verhindern ein starkes Anbauen der Waben – ähnlich wie beim Kirchhainer Begattungskästchen.
Diese Form der Imkerei benötigt kaum Material für die Honig-ernte, da Honigwaben abgeschnitten und über einem Seihtuch ausgepresst werden. Der geringe Material- und Kostenaufwand für die Honigernte und die Bewirtschaftung der TBH machen diese Form der Imkerei für Imker auch in Deutschland interessant, die Bienenvölker vor allem aus Interesse an der Natur halten möchten. Unverzichtbar ist natürlich auch bei der TBH eine gute Betreuung der Völker inklusive Varroa-behandlung. Die Kontrolle von Waben ist in der Top-Bar-Beute problemlos möglich – etwas Fingerspitzengefühl ist natürlich erforderlich, damit die Waben nicht abstürzen.
"Ein Drittel, von dem was wir essen, gäbe es nicht ohne Bienen" (Markus Immhof)
Die Honigbiene ist eines unserer wichtigsten Natur- und Kulturtiere. Als Menschen sind wir unmittelbar von der Bestäubungsleistung der Bienen für unsere Lebensmittel angewiesen.
Und in der Natur tragen die Bienen maßgeblich zur Artenvielfalt bei.
Unveränderter Honig ist für uns Menschen kulinarisch wie gesundheitlich besonders wertvoll. Um die Vitalität der Bienen zu fördern und wertvolle Bienenprodukte zu gewinnen, orientieren wir uns den Bedürfnissen der Bienen.
Der Begriff " wesensgemäße Bienenhaltung" wird im Allgemeinen verbunden mit einer besonders naturnahen, artgerechten Form der Haltung von Bienen als Nutztier. Entsprechend ist das Vorbild der wesensgemäßen Bienen-haltung die Bedingungen eines freilebenden, durch den Menschen nicht beeinflussten Bienenvolkes in einer Naturhöhle, klassischerweise in einem hohlen Baum. Dies schließt auch den Lebensraum der Bienen im Umfeld der Behausung ein.
Der Lebensraum der Honigbienen ist jedoch stark durch die menschliche Nutzung (Siedlung, Verkehr, Landwirtschaft) geprägt und somit gegenüber der natürlichen Situation verändert. Da hier der imkerliche Einfluss nur sehr eingeschränkt ist, stellen die nachfolgenden Kriterien lediglich eine Orientierung dar. Durch Umweltbedingungen aber auch rechtliche Vorgaben können Eingriffe insbesondere zum Erhalt der Bienengesundheit und des Tierwohls erforderlich sein, die von den genannten Kriterien abweichen.
Von Maßnahmen, die sich unter den aktuellen Rahmenbedingungen negativ auf das betreute Bienenvolk aber auch auf die Bienenpopulation im Umfeld wird abgeraten. Eine Beurteilung ist hierzu im Einzelfall verantwortungsbewusst vorzunehmen. Die „Wesens gemäße Bienenhaltung“ stellt somit keine klar definierte Betriebsweise dar, sondern wird von den Imkern, die dies praktizieren, als betriebliche Leitlinie angesehen.
Die grundlegenden Eigenschaften bzw. Voraussetzungen einer wesensgemäßen Bienenhaltung sind:
- Ausreichende Verfügbarkeit von Tracht zur Eigenversorgung der Völker
- Bienenkasten aus Naturmaterialien (Holz, Lehm, Stroh,)
- Reiner Naturwabenbau
- Natürliche Bienenrasse
- Regionale Herkunft der Bienen
c. Bienenstand
- Kleine Völkerzahlen auf einem Standplatz (1-6)
- Abstand zwischen Bienenvölkern 5 - 10m
- Verteilte Aufstellung
- Völker mit unterschiedlichen Fluglochausrichtungen
d. Völkerführung
- Keine Eingriffe in das Brut Nest, dessen Integrität wird gewahrt
- Keine Schwarmverhinderung
- Weisel lose brutfreie Völkerauflösen
- Verantwortungsvolle Honigentnahme, nur der Überschuss wird entnommen
- Überwinterung auf eigenem Honig
- Verantwortungsvolle Varroa Behandlung unter Einsatz von Naturstoffen oder biophysikalischen Verfahren
e. Bienenhalter/Imker
- Hohes Maß an Tier-und Sachkenntnis-
Mit einer konsequenten wesensgemäßen Bienenhaltung nicht in Einklang zu bringen sind u.a.:
- Wanderung mit Bienenvölkern zur Trachtnutzung
- Einseitige Ernährung durch Nutzung von Massentrachten
- Ableger Bildung
- Schwarmverhinderung
- Königinnenzucht durch Um Larven
- Künstliche Besamung
- Zuchtauslese
Bienen sind Tiere.
Ein leichtfertiger Umgang mit den Bienen führt zu Problemen - vor allem mit der Gesundheit der eigenen Bienen aber auch der Bienen im Umfeld. Ein „einfaches“ in den Garten stellen und die Bienen sich selbst überlassen wäre verantwortungslos! Sie sollten sich also sicher sein und deshalb die Voraussetzung für eigene Bienen kennen und prüfen.
NATURNAHE BIENENHALTUNG
Ziel –
Die Methode eignet sich optimal, um natürliche Schwärme zu „produzieren“ und damit die Bienenpopulation aufrecht zu erhalten und Produktivvölker zu vermehren. Etwas Honig für Eigengebrauch kann ebenfalls geerntet werden. Sicherung und Unterstützung von Bestäubungsleistung und Arterhaltung in Zeiten, in denen die Natur nicht allein dazu imstande ist (was z.B. aktuell der Fall ist).
Indikatoren –
Hier werden Bienen möglichst naturnah nach dem Vorbild natürlicher Bienenvölker gehalten. Das Zugeben von Volumina ist nur unterhalb des Brutnestes gestattet (kein Aufsetzen von Honigräumen), um eine Honigernte grundsätzlich zu ermöglichen, und die Wachserneuerung zu gewährleisten. Honig darf dann geerntet werden, wenn die Biene mehr produziert, als sie für ihren Eigenbedarf benützt. Es wird weder Wachs noch Futterreserve noch Brut von einem Kasten auf den anderen übertragen. Vermehrt wird über den freien Schwarmtrieb.
VERMEHRUNG
Ausschließlich natürliche Schwärme dienen der Vermehrung. Sowohl Vorschwarm als auch Nachschwarm werden zugelassen. Die Schwärme werden in vollständig neue und leere Beuten einlogiert. Es wird kein Wachs, kein Futter und keine Brut aus anderen Völkern oder dem Muttervolk übernommen, was für den Schwarm einen optimalen Neustart mit geringstmöglicher Belastung bezüglich Viren, Krankheitssporen und Parasiten ergibt.
Das Muttervolk wird sich selbst überlassen, bis es sich Anzahl massig wieder rekonstituiert hat.
Man hört immer wieder von Imkern das Problem, dass man halt nicht ständig neben dem Volk auf den Schwarmabgang warten kann. Aber einerseits kann man den Abgang des Schwarmes in vielen Jahren relativ gut vorausahnen, andererseits gibt es ausgeklügelte Techniken über sogenannte Schwarmfänger, welche an den entsprechenden Schwarmtagen neben dem Stand oder an der Beute direkt montiert werden (in der Regel aus Stoff). Wir haben leider damit noch keine Erfahrungen selbst machen können.
WABENBAU
Die Bienen bauen im Natur Bau/Stabil bau frei nach Lust und Laune. Als Hilfe dienen einzig Wabenträger-Leisten. Ohne Wachsstreifen und ohne Mittelwände. Rähmchen sind nicht notwendig und störend, weil diese entweder nach kurzer Zeit nicht mehr mobil sind oder aber ständig bewegt und gereinigt werden müssen und zusätzlich "totes" Volumen kreieren, welches die Bienen nutzlos bewirtschaften müssen (z.B. beheizen).
Bürki-Imker müssen für die naturnahe Bienenhaltung Wabenrähmchen einsetzen, setzen aber trotzdem auf Natur Bau und verzichten auf Wachsmittelwände. Ansonsten können sie den Bau trieb und die natürlichen Jahresabläufe von oben nach unten und wieder zurück mit dem Ansetzen von Volumen unterhalb des Brutnestes nicht simulieren.
VOLUMENÄNDERUNGEN
Die Beute soll grundsätzlich ein konstantes Volumen haben. Brutnester werden weder eingeengt, noch erweitert. Insbesondere Volumenänderungen mit verbauten Bienenwaben setzen widernatürliche Anreize fürs Bienenvolk.
Das Aufsetzen eines Honigraumes ist nicht zugelassen, weil dieses den Schwarmtrieb indirekt beeinflusst und die natürlichen Abläufe des Bienenvolkes im Jahresverlauf stört.
Möglich sind unverbaute Volumenzugaben unterhalb des Brutnestes. Das ermöglicht vollständig die natürlichen Abläufe im Bienenvolk und das Volumen wird nur benützt, wenn das Volk genügend stark ist und das Volumen auch ausbauen kann. Das Zugeben von Volumen unter dem Brutnest ermöglicht, verglichen mit einem natürlichen Bienenvolk, grundsätzlich eine Honigernte (oben abernten) und das regelmäßige Erneuern des Wabenbaus (unten anfügen).
FÜTTERUNG
Auf Fütterungen und Reizungen wird möglichst verzichtet. Notfütterungen zum Erhalt des Volkes sind zulässig. Optimalerweise wird mit Honig oder mindestens einem Honig-/Zuckergemisch gefüttert.
Da Honig heute zu einem großen prozentualen Anteil Krankheitssporen wie Sauer- und Faulbrut enthält, was bei der Verfütterung Krankheiten in den Völkern auslösen könnte, raten wir, nur kontrollierten Honig zur Verfütterung einzusetzen. Im Fachhandel gibt es z.B. einen Honig Zuckerteig aus kontrolliertem Honig, der entweder hart oder verdünnt mit Wasser als Sirup verfüttert werden kann. Man muss aber berücksichtigen, dass das Verfüttern von Honig unter dem Strich unsinnig ist. Viel eher sollte man sich überlegen, ob man wirklich alle Völker über den Winter bringen will, auch wenn diese unzureichend Honigreserve eingelagert haben. Unsere Vorfahren wie z.B. de Gélieu (1779) (2) liefern dazu interessante Techniken, weil es damals weder Zucker gab noch Honig im Überfluss zur Verfügung stand.
Aktuell ist jedoch, wie vorgängig aufgezeigt, die Honigbilanz von naturnah gehaltenen Völkern negativ, was Fütterungen voraussetzt, wenn man das Volk nicht verlieren will.
Jeder muss selbst entscheiden, wie hart er die natürliche Selektion spielen lassen und wie nachgiebig er füttern will. Ein verlorenes Volk wegen Futtermangel ist ein Schritt vorwärts auf der Achse der natürlichen Bienenevolution, auch wenn der Verlust dem Imker weh tut!
JAHRESVERLAUF
Der Jahresverlauf eines natürlichen Bienenvolkes wird weitestgehend kopiert und übernommen.
Um trotzdem grundsätzlich eine Honigernte zu ermöglichen und um den Waben bau im Muttervolk regelmäßig erneuern zu können, wird von Zeit zu Zeit oben abgeerntet und unten Volumen zugefügt.
ERNTE
Der Lohn für die naturnahe Bienenhaltung besteht eher aus Bienenschwärmen als aus Honig. Aber etwas Honig für den Eigengebrauch ist durchaus von Zeit zu Zeit erntbar. Da die gesamte Honigbilanz aktuell sowieso negativ ist, muss eh zugefüttert werden und ohne Ernte wird auch der Waben bau nicht erneuert, was zu altem Wabenwerk führt. Geerntet wird hier optimalerweise direkt nach dem Abgang des Vorschwarmes im Mai oder im Juni. Das Belassen des Honigs führt zur Rückfütterung und damit zum Verzehr der Reserve durch das Bienenvolk über den Monat Juni.
Eine zweite Ernte ist in der Regel nicht möglich, insbesondere nicht bei ausgeschwärmten Völkern.
VARROABEHANDLUNG
Behandlungen mittels künstlicher Akarizide mit insektizider Nebenwirkung (z.B. Perizin, Checkmite+, etc.) und mittels Ameisen- und Oxalsäure sind nicht zugelassen. Solche Behandlungsmethoden stellen wegen Rückständen im Honig und wegen wissenschaftlich erwiesener Nebenwirkungen keine Lösungsoption dar (22) (16).
Die Brutpause im Muttervolk und die brutlose Zeit im Schwarm unterbrechen den Varroa Vermehrungszyklus in einer für Varroas wichtigen Zeit. Direkt nach dem Ausschwärmen, ist der ideale Moment für eine einfache und gut verträgliche Varroabehandlung mittels z.B. ätherischer Öle (Thymol), weil die Behandlung verdeckelter Brutzellen dank der Brutpause umgangen werden kann. Nach dem Schwärmen befindet sich nur noch ein geringer Anteil an Varroas in verdeckelten Wabenzellen (33). Der Schwarm ist komplett brutlos, im Muttervolk entsteht ein Zeit Fenster ohne verdeckelte Brutzellen, was von den Behandlungsmitteln erheblich weniger Aggressivität erfordert, und die Behandlungszeit bedeutend verkürzt! Eine Behandlung mit Oxalsäure wäre ebenfalls möglich, wir raten aber davon ab. Die Nebenwirkungen sind, wie oben bereits erwähnt, zu stark, um so einen Eingriff nachhaltig verantworten zu können.
Drohnenschnitte sind nicht notwendig und der Eingriff und die damit verbundene Störung fürs Volk ist zu groß.
Bei Bedarf kann eine zweite Thymolbehandlung Ende Sommer durchgeführt werden. Optimalerweise wird mit Thymol 3x2 Wochen behandelt (15). Die Thymolplättchen werden also bereits nach 2 Wochen, und nicht, wie auf der Packungsbeilage von Thymovar beschrieben, erst nach drei Wochen, ausgewechselt.
Jeglicher Behandlungseingriff ist aber einerseits eine Schwächung des Bienenvolkes, andererseits eine Beeinflussung der natürlichen Selektion. Behandlungen sollen nur wenn unbedingt notwendig durchgeführt werden. Vor eine Behandlung ist jeweils der natürliche Milbentotenfall zu messen, um die Notwendigkeit der Behandlung abzuschätzen.
Wer heute hohe Verluste aufgrund geringstmöglicher Behandlungseingriffe verzeichnet, darf stolz sein, weil er den Mut hat, die nachhaltige und natürliche Selektion spielen zu lassen! Und wie bereits vorgängig erklärt, kann man heute durchaus völlig behandlungslos auf mindestens ebenso gute Werte kommen, wie der Durchschnitt aller Schweizer Imker oder diesen sogar übertreffen.
FAZIT/KOMMENTAR
Die naturnahe Bienenhaltung darf als artgerecht und ökologisch bezeichnet werden und ist derzeit die optimale und natürlichste Variante zur Vermehrung von Bienenvölkern. Das sogenannte "Bienensterben" existiert in dieser Betriebsweise längerfristig und breitflächig betrachtet nicht! Der Bestand kann, je nach Beutesystem, jedes Jahr mindestens verdoppelt bis sogar verdreifacht werden.
Der Imker sieht anhand naturnah gehaltener Völker den Zustand seiner umgebenden Landschaft und den Zustand seiner lokalen Bienenrassen. Er lernt viel über die natürliche Lebensweise eines Bienenvolkes und ist in der Folge in der Lage, seine eigenen Eingriffe zur Honiggewinnung und deren Konsequenzen besser beurteilen zu können.
Jeder Imker und jeder Fachexperte sollten irgendwann einmal minimale Erfahrungen mit naturnah gehaltenen Bienenvölkern gemacht haben! Das ändert umgehend ihre Analysen und ihre Schlussfolgerungen, die heute auf der Honigimkerei basieren.